Monday, August 27, 2012

Idiome

Die Vermeidung von charakteristischen Klängen eines Instruments, die zu einer bestimmten Musik zugehörig scheinen, ist heute fast ein ungeschriebenes Gesetz bei den Komponisten mitteleuropäischer Prägung. Es herrscht geradezu eine panische Angst, sich auf "idiomatisches" Spiel von Instrumenten einzulassen, da man sonst gleich als "musikantisch" abgewertet oder - bei z.B bei asiatischen Instrumenten - sogar der national gefärbten Musik verdächtigt wird. Bei der gleichzeitigen Abwesenheit von musikalisch charakteristischen  Merkmalen wie Motiven, Melodien oder Rhythmen, die ja schon längst dem Vermeidungswunsch zum Opfer gefallen sind, wundert es nicht, dass eine gewisse Grautendenz in der Neuen Musik zu verzeichnen ist.
Es hat aber kaum einer bemerkt: die angeblich idiomfreie, nicht national- oder regionalbezogene Neue Musik ist die idiomatischste Musik überhaupt geworden, das was sie vermeiden wollte ist durch Vermeidung so charakteristisch geworden, dass es von einem bestimmten Winkel gehört wird, so stereotyp ähnlich klingt wie keine andere Musik der Welt. Eine fatale Entwicklung, die ausweglos erscheint. Die Geräuschtechnik der Neuen Musik wie das Kratzen, Schaben, Reiben, Klopfen etc. klingt auf Instrumenten jedweder Kultur nun mal ähnlich, ebenso hat das überschreiten einer gewissen Komplexität hat einen Gesamt-Klangeindruck zur Folge, der von der überwiegenden Mehrheit der Menschen als ähnlich empfunden wird.

Das bewusste idiomatische Spielen von Instrumenten scheint mir ein Ausweg zu sein, denn das Spielen ist lebendig und macht Spass, im Spiel entdeckt man Neues, das Haptische regt alle anderen Sinne mit an und beim Musik Spielen drückt man im idealen Fall das aus, was man dieser Welt musikalisch zu sagen hat. Wendet euch den Instrumenten zu und nicht ab. Sie werden es euch danken.