Saturday, June 29, 2013

Teufel oder Beelzebub

Die Welt der Komponisten zersplittert sich in viele Gruppen - es ist nicht von der ästhetischen Ausrichtung die Rede  (darüber zu reden würde nie enden) - nein, es geht um die Art und Weise, wie ein Komponist (männlich und weiblich, im Folgenden immer Komponist) sich den Lebensunterhalt verdient:

Idealer freischaffender Komponist, lebt nur von Auftragshonoraren und/oder Tantiemen
- ist mir leider niemand bekannt, die Anzahl dürfte gegen Null gehen

Erfolgreicher freischaffender  Komponist, lebt von Auftragshonoraren, Tantiemen, 1+X Stellen als künstlerischer Leiter eines Festivals oder Konzertreihe, Abhalten von Meisterklassen, Juryhonoraren usw.
- Champions League der Komponisten. Das Geschäftliche erledigt ein Managment und/oder Verlag. Finanzielle Sorgen wären hausgemacht.
Man wird nur von den besten Interpreten und Dirigenten (zumindet dem Namen nach) gespielt an großen Festivals und großen Konzertsälen, das ist die große Bühne.
Familiäres Leben nur bedingt möglich, da ständig auf Reisen oder am Abarbeiten der bis Jahre im Voraus gesicherten Aufträge. Generell wenig Freiraum und wenig Freunde, da wenig Zeit.

Freischaffender Komponist mit diversen musikalischen Nebentätigkeiten, lebt von einer Mixtur aus Auftragshonoraren, Tantiemen, Honoraren als Interpret, Privatunterricht. Organisiert diverse Veranstaltungen usw.
- Lebt im bescheidenen Massen ganz gut, finanzielle Engpässe gehören aber zum Alltag. Ohne Honorar wird nicht gearbeitet - das ist eine Ehrensache. Kommt sich zuweilen geldgierig vor, was aber nur eine Reaktion auf die allzu selbstverständlichen Beisätze von Anfragen wie "Honorar gibt es nicht, aber..." ist. (es muss also Komponisten geben, die ohne Honorar schreiben, weg mag das wohl sein?...) Auftragsflauten sind die Regel, was aber Luft zur Neubesinnung gibt und Herzensprojekte entstehen lässt. Hat relativ viel Zeit für viele Dinge, wie z.B Familie. (dazu gehöre ich dann wohl)

Komponist mit "Brotjob" im Musikbereich, idealerweise Kompositionsprofessor, lebt vom monatlichen Gehalt und braucht keine Auftragshonorare. 
- Wenn der padagogische Auftrag ernst genommen wird, folgt allerdings recht bald der Karriereknick, auch deshalb, weil nicht mehr so mit Nachdruck an der Karriere gearbeitet werden kann, man schreibt sogar ab und an ohne Honorar. Man ist in gewisser Hinsicht frei von Zwängen, verliert aber an Spannung, weil man nicht mehr MUSS.

Hobbykomponist mit Job außerhalb des Musikbereichs
- ist in gewisser Hinsicht der freieste Künstler, hat aber auf Grund fehlender oder zu seltener Erfahrungen einen handwerklichen Nachteil, der leider nicht zu kaschieren ist. Wenn man aber damit zufrieden ist, ist er vielleicht der Glücklichste unter allen.

Wie man es auch macht, den goldenen Weg scheint es nicht zu geben. Bleibt nur, das man mit dem Weg, den man eingeschlagen hat, zufrieden ist. Dann entsteht vielleicht auch gute Musik.